Um das gleich klarzustellen: Dieser Blogpost schreibt nicht über Steffen Hensslers erste Kochshow. Sondern über meine. Als Zuschauer. Denn mich leidenschaftliche Küchenfee hat bisher nix in eine Live-Kochshow gezogen. Obwohl mich Kochen massiv interessiert. Kochbücher – her damit! Kitchenblogs? Super! Dann und wann tu’ ich mir sogar mal ne Kochfernsehsendung rein. Aber Kochen auf der Bühne? Habe ich bis dato immer für uninspirierend bis leidlich frustrierend gehalten: Einer kocht. Alle gucken zu. Drei bis sieben Glückspilze im Publikum dürfen probieren. Der Rest sitzt mit knurrenden Mägen in den Bänken.
Dem lieben Thomas von d2m Berlin habe ich es zu verdanken, dass ich meine Vorurteile gegenüber Kochshows Ende Mai unter die Praxis-Lupe nehmen konnte. Zwei Pressekarten ließen mich und meinen Lieblingsmenschen Teil haben an „Hamburg, New York, Tokio – meine kulinarische Weltreise“ von Steffen Henssler im Tempodrom.
Die meisten kennen Steffen wohl aus dem Fernsehen. Nachmittags entertainte er mit “Topfgeldjäger” Menschen, die um diese Uhrzeit Zeit haben, bei „Grill den Henssler – die neue Kocharena“ zeigte er prominenten Herausforderern, wer am Herd die Hosen anhat. In seiner Freizeit hat Steffen ebenso viele Hummeln im Popo wie im Fernsehen. Da boxt er und klettert er mal eben so auf den Kilimandscharo. Und als ob das noch nicht genug wäre, rennt man ihm in seinen hochgelobten Restaurants „Henssler Henssler“ und „Ono“ in Hamburg die Bude ein.
Steffen ist ein Spitzenkoch, und dazu eine Rampensau im besten Wortsinn. Kurz vor seinem Auftritt im Tempodrom fackelten die Soundmeister und Pyrotechniker ein akustisches und optisches Empfangsfeuerwerk für ihn ab. Dann sprang Steffen auf die Bühne, turnte ein bißchen hin und her und sagte dann zum Publikum mit seinem charmantesten Kleine-Jungs-Grinsen: “War das zu fett aufgetragen?” Das Publikum tobte. Ich staunte. Er hatte sie im Griff. Von der ersten Sekunde an. Ohnehin fand ich die Publikumsmischung spannend: Genau so viele junge Leute wie ältere waren da, genau so viele adrett gekleidete wie solche, die manche als langhaarige Bombenleger bezeichnen würden. Ein Paar hatte sogar sein Baby mitgebracht. Eine rundum familiäre Sache, schien mir.
Dann fing Steffen an zu kochen, vorzugsweise mit Hilfe von Leuten aus dem Publikum. Ob das vorher abgesprochen war, kann ich nicht abschätzen. Falls nicht, hat er gut gewählt. Sie waren allesamt unterhaltsam. Vor allem der junge Mann, der eine besondere Spezialität kosten durfte: Hühnerfüßchen … Zwischendurch hat Steffen Fotos von seinen Reisen gezeigt, Anekdoten zum besten gegeben, selbst gekocht und kochen lassen, und sogar seine Rezepte des Abends verraten. Die konnte man sich bis zum anderen Tag um 12 Uhr von seiner Website runter laden. Aber nur mit Passwort: mariobarth. Hihi.
Obwohl wir ziemlich weit weg von der Bühne saßen, konnten wir dank der Großprojektion alles ganz gut verfolgen. Sogar die Düfte – speziell die von Gebratenem – zogen bis zu uns. Und da meldete er sich: Mein Magen. Merke: KEIN Kochshow-Besuch ohne ein ÜPPIGES Abendessen VORHER!
Mein Fazit: Hingehen, Spaß haben, lachen, inspirieren lassen. Wegen der Rezeptvorschläge schaut man sich eine Kochshow wohl nicht vordringlich an, aber der Entertainmentfaktor ist bemerkenswert. Am meisten umgehauen hat mich übrigens das lange Gedicht, das Steffen am Ende des Abends vorgetragen hat. Es war so amüsant, hintergründig und kreativ – wie von Joachim Ringelnatz, Christian Morgenstern und Heinz Erhardt aus dem Jenseits in Coproduktion verfasst. Großes Kino! Lieber Steffen, dass Du nach dem Gedicht und dem Kerze auspusten (was ein Hammer Ende für den Abend war) nochmal auf die Bühne gekommen bist und das weltschnellste Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Gurkensalat in zweieinhalb Minuten gezaubert hast, entließ mich persönlich etwas hektisch in die Berliner Nacht. Ziehe doch das Schnitzel vor den Schluss – und mach das Gedicht zur Zugabe. So würde der Abend mit einem Ohrenschmaus enden. Nicht in Eile. Obwohl die weltschnellste Koch-Zugabe sicher für manch Hungrigen die Rettung des Abends war, der sich danach dachte: “Wenn ich gleich nach Hause komme, mache ich das auch! Hab ich noch genug Kartoffeln …?”
Steffen kommt wieder nach Berlin – am 02.05.2015! Am besten jetzt schon buchen:
Bis dahin besucht mal Steffens Website und checkt, ob das Passwort noch funzt (siehe Text). Falls nicht – ich hab’ die Rezepte ;) Netter Kommentar mit gültiger Email genügt und ich schick sie Euch gern …
© Verführer – Das Beste aus Berlin | Text: Stephanie Schneider | Foto: Steffen Henssler